MINT braucht Partnerschaften: Wirtschaft und Zivilgesellschaft als Schlüsselakteure

Die Förderung von MINT ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – und die Zivilgesellschaft sowie Wirtschaftsakteur:innen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Doch wie können sie etwas bewegen? Mit grossem Engagement bieten sie eine breite Palette an schulischen und ausserschulischen Programmen für verschiedene Altersstufen an (siehe beispielsweise educamint.ch). Doch die Vielfalt der Angebote bringt auch Herausforderungen mit sich: Lehrpersonen und Eltern fällt es oft schwer, den Überblick zu behalten und die Qualität der Programme einzuschätzen.

Qualität, Kosten und Verbreitung von Angeboten

NGOs, Stiftungen und gemeinnützige Organisationen engagieren sich mit viel Leidenschaft in der MINT-Nachwuchsförderung. Doch die Vielzahl an schulischen und ausserschulischen Programmen macht es für Eltern und Lehrpersonen oft schwer, den Überblick zu behalten. Hier sind vier zentrale Massnahmen, die die Qualität und Zugänglichkeit dieser Angebote verbessern können:

  • Qualitätssicherung: MINT-Akteur:innen sollten sich verpflichten, hochwertige Inhalte anzubieten, die fachlich fundiert, didaktisch gut aufbereitet und inklusiv sind. Eine engere Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen könnte helfen, wirksame Evaluationsmethoden zu entwickeln und die Qualität der Angebote sicherzustellen.
  • Mehr Freizeitangebote: In manchen Regionen gibt es kaum MINT-Angebote ausserhalb der Schule – das muss sich ändern. Insbesondere in den Ferienzeiten sollten mehr Programme entstehen.
  • Familien einbeziehen: Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der MINT-Förderung ihrer Kinder. Angebote sollten so gestaltet sein, dass sie Eltern einbinden, um mögliche Vorbehalte gegenüber MINT abzubauen.
  • Kosten für MINT-Freizeitangebote senken: Eine engere Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen wie Sozialzentren oder Initiativen wie der Kulturlegi erleichtern einkommensschwachen und/oder MINT-fernen Zielgruppen den Zugang zu MINT-Projekten.

Mehr Frauen als Vorbilder

Frauen sind in MINT-Berufen noch immer unterrepräsentiert. Um das zu ändern, braucht es gezielte Massnahmen:

  • Mehr weibliche Vorbilder: Mädchen brauchen Inspiration. Erfolgreiche Frauen in MINT-Berufen sollten durch öffentliche Veranstaltungen, Schulprojekte oder Mentoring-Programme sichtbarer gemacht werden.
  • Gezielte Förderung: Um mehr Mädchen für MINT zu begeistern, könnten beispielsweise bestimmte Zeiträume in Kursen exklusiv für sie reserviert werden oder Anmeldekontingente geschaffen werden.

Die Wirtschaft kann smarter investieren

Der Mangel an MINT-Fachkräften ist längst Realität. Unternehmen sollten sich daher noch stärker für die Nachwuchsförderung engagieren – und das gezielt und strategisch:

  • Finanzielle Unterstützung für MINT-Projekte: Unternehmen können durch Förderungen oder Partnerschaften mit MINT-Organisationen direkte Wirkung entfalten. Besonders Schnuppertage und Lehrstellen im IT-Bereich sollten ausgebaut werden.
  • Bessere Vernetzung der Akteur:innen: Oft wissen Wirtschaftsverbände zu wenig über bestehende MINT-Fördermassnahmen. Ein besserer Austausch zwischen Unternehmen, Bildungsakteur:innen, Verbände und Organisation der Arbeitswelten (OdA) ist dringend nötig.
  • Geschlechterstereotypen abbauen: Medien und Werbung prägen unsere Vorstellung von Berufen. Unternehmen sollten aktiv daran arbeiten, MINT-Berufe diverser darzustellen – sei es in Kampagnen oder durch Vorbilder.

Kulturwandel in Unternehmen: New Work, Diversität und Inklusion

Neben der Nachwuchsförderung muss sich auch die Unternehmenskultur verändern. Dazu gehören:

  • Faire Löhne und flexible Arbeitsmodelle, um MINT-Berufe attraktiver zu machen.
  • Bessere Unterstützung bei Umschulungen und Wiedereinstiegsmöglichkeiten (Up- und Reskilling), um mehr Menschen für MINT-Berufe zu gewinnen.
  • Mehr Diversität und Inklusion: Massnahmen wie Safe Spaces, Mentoring oder Anti-Diskriminierungsprogramme helfen, Frauen und andere unterrepräsentierte Gruppen in MINT-Berufen zu halten.

Gemeinsam für eine starke MINT-Zukunft

Zivilgesellschaft und Wirtschaft haben unterschiedliche, aber sich ergänzende Rollen in der MINT-Förderung. Während sich NGOs und Stiftungen mit innovativen Bildungsangeboten hervortun, können Unternehmen mit Ressourcen, Netzwerken und strukturellen Veränderungen langfristige Wirkung erzielen. Die Zukunft der MINT-Branchen hängt davon ab, ob wir es schaffen, Talente frühzeitig zu fördern – und ihnen die Chancen zu bieten, die sie verdienen.

Lesen Sie mehr dazu in der Studie zur Nachwuchsförderung und Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Berufen.