Technoscope 3/2018

Neben falsch ausgelegtem Wissen gibt es einen weiteren Grund für optische Täuschungen: Wo der Sehnerv in die Netzhaut eintritt, befinden sich keine lichtempfindlichen Rezeptoren: Dort ist unser Auge blind. Jedes Bild, es einfängt, enthält also einen blinden Fleck. Eine Leerstelle will unser Hirn uns aber nicht zumuten und füllt sie für uns auf. Auch dabei stützt es sich auf unser Wissen und unsere Erfahrung und nimmt zum Stopfen der Lücke das, was am plausibelsten scheint. Mit dem, was wir eigentlich sehen sollten, stimmt das nicht unbedingt überein. Ein Beispiel findet ihr unten: Folgt der Anleitung und ihr erlebt mit, wie euer zentraler Bordcomputer fehlende Informationen durch das ersetzt, was gerade zur Hand ist.

Nahe ans Bild, das linke Auge zuhalten und mit dem anderen das Kreuz fixieren. Jetzt langsam den Abstand verändern, ein bisschen hin und her bewegen, bis ihr die Position findet, in der der schwarze Kreis und die Lücke in der schwarzen Linie verschwinden. Warum? Weil euer Auge sie nicht mehr sieht und euer Gehirn sie ihrer unmittelbaren Umgebung entsprechend ergänzt: wo der Punkt war, wird der weisse Hintergrund eingeblendet, wo die Lücke war, die Linie weitergeführt.