Im Jahr 2024 trugen die Chemie-, Pharma- und Life-Sciences-Branchen 52 % zum gesamten Aussenhandel der Schweiz in Höhe von 283 Milliarden CHF bei. Mit einem Exportwert von 52 Milliarden CHF im Jahr 2024 sind Biotech-Produkte aus dem Teilsegment Immunologie zu einem wichtigen Pfeiler der Schweizer Exporte geworden (siehe Artikel „Exportstatistiken“ in Swiss Biotech Report 2025).
Die Kombination aus globalen Industrieunternehmen wie Lonza, Novartis, Roche, Givaudan oder DSM-Firmenich, einer florierenden Start-up-Szene und einer starken akademischen Gemeinschaft mit den globalen Spitzenreitern ETH Zürich und EPFL macht den Biotechnologie- und Life-Sciences-Sektor zu einem Eckpfeiler der Schweizer Wirtschaft.
Die führende Rolle der Schweiz in der Biotechnologie bringt jedoch auch eine Verpflichtung mit sich – nachhaltige (technologische) Lösungen zum Wohle aller zu entwickeln und bereitzustellen. Internationale Allianzen und Kooperationen sind Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung dieser privilegierten Position.
Die Kraft der Wissenschaft zum Wohle der Allgemeinheit liegt in ihrer Objektivität und ihrer Fähigkeit, sich auf der Grundlage von Fakten, empirischen Daten und strengen Experimenten anzupassen und weiterzuentwickeln. Während wir weiterhin innovativ sind und grenzüberschreitend zusammenarbeiten, ist es unerlässlich, dass wir uns konsequent auf wissenschaftliche Integrität konzentrieren und sicherstellen, dass Entscheidungen und Fortschritte auf Fakten beruhen und nicht durch externen Druck oder Glaubenssätze beeinflusst werden. Internationale Kooperationen haben zu hervorragenden Ergebnissen geführt, und wir alle profitieren von einem offenen Dialog, dem Austausch von Informationen und dem Lernen aus Experimenten und unterschiedlichen Forschungsansätzen aus aller Welt. Dieses Engagement ist nicht nur für die Wahrung der Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Forschung von entscheidender Bedeutung, sondern auch dafür, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen auf konkrete und sinnvolle Lösungen für globale Herausforderungen ausgerichtet sind.
Internationale Kooperationen sind das wirksamste Mittel, um den Austausch von Ideen und bewährten Verfahren zu fördern. In einem kooperativen Kontext «kommt es nicht darauf an, zu wissen, sondern zu wissen, wer weiss!» Angesichts des rasanten technologischen Fortschritts ist die Bewertung und Vorhersage künftiger Trends zu einer grossen Herausforderung geworden. (Früherkennung von Technologien der Schweiz im Technology Outlook)
Jedes Land steht vor seinen eigenen Herausforderungen und Erfolgen im Bereich der Innovation, und eine Technologie, die in einem Land funktioniert, kann in einem anderen Land auf spezifische Herausforderungen, wenn sie in einem anderen Land angewendet wird. Durch internationale Zusammenarbeit ist es möglich, diese Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und die Bewertungsstrategien entsprechend anzupassen. Die SATW hat sich dieser Dynamik angepasst und stützt sich neben Kooperationen mit EuroCase und CAETS auf zahlreiche bilaterale Kooperationen, wie bei der Vertiefung von Souveränitätsthemen mit acatech (Deutschland) und dem Thema gesundes Altern mit CAE (China).
In einer zunehmend vernetzten Welt entwickeln sich Technologien nicht isoliert. Trends, die in einem Land entstehen, können schnell andere Regionen beeinflussen. Die Notwendigkeit, auf nachhaltige Rohstoffe und entsprechende Wertschöpfungsketten umzustellen, ist beispielsweise eine grenzüberschreitende Entwicklung. Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern haben wir die Möglichkeit, uns über diese Dynamiken auf dem Laufenden zu halten und ihre potenziellen Auswirkungen auf lokaler Ebene zu bewerten. Internationale Partnerschaften ermöglichen eine proaktive Beobachtung von Technologien und die Identifizierung von Innovationen, die ganze Branchen beeinflussen könnten, bevor sie zum Standard werden. Durch den Zugang zu Forschungsergebnissen und Fallstudien aus verschiedenen Ländern können wir die Kräfte, die die technologische Zukunft prägen, besser verstehen.
Die Schweizer Stimmberechtigten haben im Sommer 2023 das Klima- und Innovationsgesetz verabschiedet, das bis 2050 Klimaneutralität anstrebt. Die Defossilisierung stellt eine gewaltige Aufgabe und wirtschaftliche Herausforderung dar, die am besten durch die Zusammenarbeit in grösseren Netzwerken bewältigt werden kann. Gleichzeitig bietet sie Chancen für innovative Unternehmen, die Alternativen zu fossilen Ressourcen und nicht nachhaltigen Herstellungsmethoden entwickeln.
Im Energiesektor gibt es Lösungen für den Ersatz fossiler Brennstoffe, beispielsweise die Umstellung auf erneuerbare Energien und Elektrifizierung. Für die chemische Industrie ist jedoch noch unklar, wie fossile Rohstoffe ersetzt werden können. Aus diesem Grund bemüht sich die SATW, einen Überblick über die Auswirkungen der Defossilisierung auf die Wertschöpfungsketten der chemischen Industrie zu gewinnen und Handlungsmöglichkeiten für relevante Akteure zu identifizieren.
Nach einer ersten Konferenz im Oktober 2024 plant die SATW Anfang 2025 ein zweites Forum, in dem Vertreter der Industrie, Verbände, Verwaltungen und Forscher Erfahrungen austauschen und ein Gesamtbild der wichtigsten Forschungsfelder der Zukunft erstellen können.
Die industrielle oder weisse Biotechnologie, angetrieben durch Nachhaltigkeit, ist der nächste potenzielle Wirtschaftssektor, wobei die biotechnologischen Möglichkeiten derzeit noch nicht ausgeschöpft sind. Neue Wertschöpfungsketten und mikrobielle Produktionsmethoden
entstehen, basierend auf rationalem Stoffwechsel- und Zell-Engineering, die in synthetischem mikrobiellem Leben gipfeln.
Um dieses Potenzial auszuschöpfen, müssen jedoch zwei Voraussetzungen erfüllt sein:
Zelluläre Landwirtschaft und zellbasierte Fleisch-, Fisch- oder Milchprodukte sind Chancen an der Schnittstelle zwischen roter und weisser Biotechnologie.
Angesichts der weltweiten Herausforderungen durch den Klimawandel, die Notwendigkeit der Dekarbonisierung und schwindende Ressourcen müssen wir über das Labor hinaus kreativ und innovativ werden.
Wir müssen auch unsere Zusammenarbeit überdenken. Das traditionelle Geschäftsmodell verlangt, dass Innovationen, Methoden, Prozessdaten und Produktdaten vertraulich bleiben, sofern sie nicht patentiert sind. Dieses Modell hat jedoch einen erheblichen Nachteil. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen, insbesondere grosse globale Konzerne, über beträchtliches „brachliegendes Know-how“ verfügen – Wissen, das für ein bestimmtes Produkt, einen bestimmten Prozess oder eine bestimmte Methode entwickelt, aber aufgrund strategischer Veränderungen, Marktversagen oder unterbrochener Forschung und Entwicklung nie kommerzialisiert wurde.
Blockchain, eine leicht skalierbare dezentrale autonome Organisation (DAO), kann den sicheren Peer-to-Peer-Wissenstransfer erleichtern, bei dem Transaktionen verschlüsselt und in einer Blockchain gespeichert werden („Wichtig ist nicht, was man weiss, sondern wer es weiss!“). Blockchain ermöglicht die Automatisierung und Ausführung dieser Schritte, beispielsweise beim Datenaustausch.
Wissen und Know-how stellen das intellektuelle Kapital eines Unternehmens dar, müssen jedoch wie Finanzkapital investiert und nicht nur gespeichert werden. Wie Geld sollte auch geistiges Eigentum idealerweise auf viele Parteien verteilt und von diesen gemeinsam genutzt werden. Die SATW-Mitglieder setzen sich weiterhin mit der Entwicklung und Implementierung von Blockchain-Tools auseinander.
Da viele Länder zu nationalistischen Politiken übergehen, dienen internationale Kooperationen als Brücken, die über den Wissensaustausch hinaus wichtige Triebkräfte der Zusammenarbeit sind und die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit unserer Organisationen stärken. In einer unsicheren Welt ist die Fähigkeit, sich schnell an Veränderungen anzupassen, ein wertvolles Gut. Durch die Diversifizierung der Wissensquellen und den Aufbau kooperativer Netzwerke lernen wir, uns in komplexen Umfeldern besser zurechtzufinden und von dem Vertrauen zu profitieren, das diese Kooperationen schaffen – ein Vertrauen, das im Falle einer weiteren grossen Krise von entscheidender Bedeutung sein könnte.
Der Beitrag stammt aus dem Swiss Biotech Report 2025 von Swiss Biotech und wurde von Benoît Dubuis (Präsident SATW) und Hans-Peter Meyer (Präsident Wissenschaftlicher Beirat SATW) verfasst.
Der Swiss Biotech Report ist eine jährlich erscheinende Publikation, die einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, Trends und Leistungen der Biotechnologiebranche in der Schweiz bietet. Der Swiss Biotech Report 2025 legt einen besonderen Fokus auf die Bedeutung internationaler Allianzen für Innovation, Forschung, regulatorische Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Erfolg in der Biotechbranche.
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Im Jahr 2024 trugen diese Branchen 52 % zum gesamten Aussenhandel der Schweiz bei, was rund 283 Milliarden CHF entspricht.
Mit einem Exportwert von 52 Milliarden CHF im Jahr 2024 sind Immunologie-Produkte ein zentraler Pfeiler der Schweizer Exportwirtschaft.
Die Kombination aus globalen Industrieunternehmen, einer lebendigen Start-up-Szene und Spitzenforschung an Institutionen wie der ETH Zürich und der EPFL.
Sie sichern die Innovationskraft, fördern den Austausch von Know-how und helfen, globale Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Entscheidungen und Entwicklungen sollen auf Fakten und empirischen Daten beruhen – frei von externem Druck oder Ideologien.
Sie kooperiert mit Organisationen wie EuroCase, CAETS, acatech (Deutschland) und CAE (China) in Bereichen wie Technologiefrüherkennung und gesundes Altern.
Es ist eine zentrale Herausforderung, besonders für die chemische Industrie, die neue Rohstoffalternativen braucht. Die Schweiz strebt Klimaneutralität bis 2050 an.
Sie ermöglicht sicheren Wissenstransfer, bessere Nutzung „brachliegenden Know-hows“ und schafft Anreize zur Wissensbeteiligung durch Transparenz und Automatisierung.